Von Anfang an dabei!

Autonome Kinder und was Eltern von ihnen lernen können

CONTENT:

Kinder, die früh nach Autonomie streben, sind eine Bereicherung statt Herausforderung! 

Autonome oder selbstbestimmte Kinder wissen schon sehr früh, was sie wollen und nicht wollen. Das kann für Eltern sehr herausfordernd sein. Schnell werden solche Kinder als trotzig oder schwierig abgestempelt. Wenn wir uns aber mit dem Wesen der autonomen Kinder befassen, stellen wir fest, dass sie unseren Alltag und unser familiäres Zusammenleben auch erleichtern können.

Was sind autonome oder selbstbestimmte Kinder?

Ein autonomes Kind erkennen ist nicht ganz einfach, wenn man noch nie davon gehört oder gelesen hat. Das Besondere an autonomen Kindern: Sie sind schon früh selbstbestimmt und willensstark. Eigentlich von Anfang an.

Wie lässt sich das autonome Kind für Laien erkennen?

Ein Baby oder ein Kleinkind kann sich noch nicht gut genug ausdrücken. Die Natur scheint den Kindern mit frühem Streben nach Selbstbestimmung aber bestimmte Merkmale mitgegeben zu haben: “Oft, wenn auch nicht immer, kann man diese Kinder schon unmittelbar nach der Geburt daran erkennen, dass ihre Gesichter und ihre Körper “fertiger” erscheinen als die anderer Säuglinge. Sie haben keinen Babyspeck, ihre Muskulatur ist wohl definiert, und motorisch sind sie ihren Gleichaltrigen oft überlegen”, schreibt der Familientherapeut Jesper Juul in seinem Buch “Nein aus Liebe: Klare Eltern – starke Kinder”. Diesen Kindern steht der Wille zur Selbstständigkeit quasi ins Gesicht geschrieben. Sie bringen sichtbar Persönlichkeit mit, die motorische Entwicklung ist oft Wochen voraus.

Tipp für dich:

Sicher dir deine kostenlose Erste-Schritte-Box von Limango!

Diese Kriterien sprechen außerdem für ein autonomes oder selbstbestimmtes Kind:

  • sie kennen und beachten ihre Bedürfnisse genau und ohne Ausnahme
  • sie nehmen ihre persönlichen Grenzen sehr ernst
  • wollen alles selbst machen
  • sie lassen sich nicht manipulieren
  • sie mögen eher keinen Körperkontakt, der nicht von ihnen ausgeht
  • sie weichen vor jedem erwachsenen Verhalten zurück, das nicht vollkommen
    authentisch und frei von pädagogischer Manipulation ist
  • sie sagen nur dann Ja, wenn sie wirklich Wahlfreiheit haben
  • sie benehmen sich oft wie reife Erwachsene, die ein ausgeprägtes Selbstbild haben
  • autonome Kinder wollen immer ihre Würde und Integrität wahren

Wie wir mit autonomen Kindern umgehen. Und wie lieber nicht.

Etwa 25 bis 20 Prozent der Kinder sind von Geburt an autonom. Laut Juul zeigt circa die Hälfte dieser Kinder später in Kindergarten und Schule ein anderes Verhalten, während die andere Hälfte sowohl innerhalb als auch außerhalb der eigenen vier Wände als schwierig oder anstrengend empfunden wird. Deshalb setzen Unwissende auf zielgerichtete Erziehung und Grenzen. Grenzen setzen ist aber das Schlimmste, was man tun kann, meint Experte Jesper Juul.

Eltern stellen diese Kinder auf eine harte Probe, weil diese ständig das Gefühl haben, dass sie sich nicht richtig verhalten oder dass ihre Liebe abgewiesen wird.

 

Jesper Juul in seinem Buch „Nein aus Liebe: Klare Eltern – starke Kinder“

Diese Kinder möchten aber auch geliebt und respektiert werden. Manipulation, Belohnung und Strafe kommen bei ihnen nicht an. Grundsätzlich gilt das für alle Kinder. Aber im Gegensatz zu nicht autonomen Kindern, werden sich die Willensstarken nie unterwerfen oder anpassen. Und das kann in jahrelangen Machtkämpfen, lange vor der Pubertät, enden. Denn eigentlich ist die Pubertät die Phase, ab der spätestens alle Kinder nach Autonomie streben.

Hinweise zum Umgang mit autonomen Kindern:

  • klare Ansagen in der ich-Form machen
  • authentisch sein und offen miteinander reden
  • Kindern nichts vorschreiben, lieber nach Bedürfnissen fragen “Was brauchst oder willst du?”
  • Kindern Verschiedenes anbieten/die Wahl lassen beim Essen, der Kleidung, Aktivitäten etc.
  • Machtkämpfe vermeiden
  • Körperkontakt nur, wenn Kind das möchte

Das können Eltern von autonomen Kindern lernen

Hat man die Persönlichkeit der kleinen Menschen aber erst einmal verstanden, dann kann das Zusammenleben mit den willensstarken Kindern nach Juul “ebenso lehrreich wie vergnüglich sein”. Denn eigentlich ist es ganz leicht: Die autonomen und selbstbestimmten Kinder zeigen und sagen von Anfang an, was sie möchten. Und vor allem nicht möchten. Wir sollten ihnen zuhören und sie ernst nehmen. Wenn wir uns darauf einlassen und ehrlich sind, vereinfacht das so einiges. Gerade im Alltag machen wir Eltern uns viele Gedanken, was wir wie, wann und wo für unsere Kinder machen. Ein autonomes Kind nimmt uns diese Arbeit vielleicht ab.

Autonome Kinder wissen und können vieles

Und Jesper Juul rät Eltern autonomer Kinder dazu, ihnen zu vertrauen. Denn sie haben eine überdurchschnittlich ausgeprägte Eigenverantwortlichkeit, wollen selbst Entscheidungen treffen, Fehlentscheidungen selbst erkennen und daraus lernen. Zu viel Einmischung empfinden autonome Kinder als Angriffe auf ihre Persönlichkeit.

Außerdem weisen die autonomen Kinder immer wieder darauf hin, wie wichtig Authentizität ist: Sie weichen vor jedem erwachsenen Verhalten zurück, das nicht vollkommen authentisch und frei von pädagogischer Manipulation ist. Es ist also eigentlich ganz leicht für uns Eltern, authentisch auf sie zuzugehen, mit offenen Herzen, Augen und Ohren. So kann ein glückliches Familienleben ohne Machtkämpfe stattfinden. Von diesem Miteinander können vielleicht sogar Eltern aller Kinder etwas lernen.

Jesper Juul führte die Begriffe „autonome oder selbstbestimmte Kinder“ ein

“Ich nenne sie “autonome Kinder”, weil ihre Neigung, sich abzugrenzen, schon von Geburt an stärker ausgeprägt ist als bei anderen”, schrieb der  2019 verstorbene Familientherapeut und Autor zahlreicher Bücher um Familienbeziehungen und Erziehung.

Viele Eltern willensstarker Kinder suchten seinen Rat. Seine Antworten auf unnötige Machtkämpfe mit autonomen Kindern finden sich auch im Buch 4 Werte, die Kinder ein Leben lang tragen: “Nachdem ich viele Jahre Bedenken hatte über diese Art von Kindern zu reden und zu schreiben, habe ich mich letztlich doch dazu entschieden, teils weil viele Eltern so erschöpft sind, wie Sie, teils weil diesen Kindern entweder eine offizielle Diagnose aufgepfropft wird und/oder weil ihre Eltern der unglücklichen Tendenz zum Opfer fallen, es ganz traditionell mit dem Setzen von Grenzen versuchen.”

➡️ Tipp - Onlinekurse in der babelli App: Wir bieten im Kursbereich hier in der babelli App viele Onlinekurse für werdende Eltern an. Besonders cool: Du kannst alle Kurse auch am Laptop oder Tablet unter kurse.babelli.de anschauen. Log dich dort einfach mit deinen App-Zugangsdaten ein und schaue die Kurse jederzeit und wo du möchtest. 👍

:ENDE