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Plastik vermeiden: schon bei Babys wichtig!

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Wasser und Milch aus der Plastikflasche, angenuckeltes Plastikspielzeug, beschichtete Kleidung: Auch Babys haben schon Rückstände davon im Körper. Was das für dein Baby bedeutet und was du genau dagegen tun kannst, zeigen wir dir in diesem Artikel.

Warum der Stress wegen ein bisschen Plastik?

Kunststoffe sind überall. Ist ja auch praktisch. Aber Plastik ist nicht gleich Plastik, es gibt hunderte verschiedene Zusammensetzungen. Ob es bedenklich ist oder nicht, hängt davon ab, welche Hilfsstoffe, Stabilisatoren, Flammschutzmittel, Füllstoffe, Imprägnierungen oder Farbstoffe bei der Produktion zugesetzt wurden. Und eben auch gefährliche Weichmacher wie z.B. Phthalate.

Im Urin von 97 bis 100% der Kinder wurden bedenkliche Substanzen aus Plastik gefunden (Quelle: großen deutschen Studie des Umweltbundesamtes). Eins von fünf Kindern ist so belastet, dass gesundheitliche Probleme nicht ausgeschlossen werden können. Die jüngsten und damit empfindlichsten Kinder sind sogar noch stärker betroffen.

Müssen wir noch mehr sagen?

Wie gelangen Stoffe wie Weichmacher in mein Kind?

  1. Über die Nahrung:
    Sie lösen sich aus Verpackungen, Folien, Deckelbeschichtungen, Aufbewahrungsdosen, beschichtetem Kochgeschirr, Essgeschirr und finden sich als Mikroplastik in Lebensmitteln wie Fisch, Gebäck, Milchprodukten, Trinkwasser und sogar in Muttermilch!
  2. Durch einatmen:
    Substanzen aus Kunststoff heften sich an den Hausstaub und werden so eingeatmet. Sie stammen aus Kleidung, Bodenbelägen und Textilien wie Vorhängen, Bezügen etc. sowie aus Straßenverkehr und Baugewerbe.
  3. Durch in den Mund nehmen:
    Trinkflaschen, Nuckel und Beißringe können bedenkliche Stoffe enthalten. Auch wenn Kinder an billigem Plastikspielzeug, Decken oder Kleidung herumkauen oder lutschen, lösen sich feinste Partikel im Speichel und gelangen so in den Darm und von dort ins Blut.
  4. Über die Haut:
    Kinderkleidung enthält oft viele verschiedene Kunststoffe. Aber auch Windeln und Kosmetika sind alles andere als frei davon. Öl- oder wasserlösliche Inhaltsstoffe sowie kleinste Nanopartikel können sogar über die Haut eindringen.

Warum ist das so schlimm?

Seit es Plastik gibt, steigen die Krebsraten bei Kindern und jungen Erwachsenen. Schilddrüsenerkrankungen und Unfruchtbarkeit haben zugenommen. Auch bröcklige Zähne, Übergewicht, Diabetes, Asthma und sogar ADHS werden mit Plastik in Zusammenhang gebracht.
Bewiesen sind diese Zusammenhänge kaum. Das heißt aber nicht, dass es sie nicht gibt. Große Studien sind kompliziert und teuer. Forschen an Kindern ist oft nicht vertretbar. Die Lobby der Plastikhersteller und der Nahrungsmittelindustrie ist dagegen groß.

Die gute Nachricht: Plastikrückstände können verschwinden

Je mehr Plastik Kinder umgibt, desto mehr Rückstände sammeln sich im Körper an. Das bleibt aber nicht so. Selbstversuche mit Blutmessungen wie beim Jenke-Experiment zeigen, dass der menschliche Körper Plastik zumindest zum Teil wieder loswerden kann. Vorausgesetzt, wir nehmen dauerhaft viel weniger davon auf.

Die Entgiftung funktioniert bei Babys leider noch nicht so effektiv wie bei Erwachsenen. Außerdem ist ihr Körper viel kleiner, die Konzentration also höher. Deshalb ist es umso wichtiger, dass du dein Kleines in den ersten Lebensjahren besonders schützt.

Welche Kunststoffe sind besonders schlecht?

Ganz sicher schädlich sind Kunststoffe wie PTFE, PVC, PC, PU und andere Kunststoffarten mit dem Code 07 O (Quelle: Plastikatlas 2019). Sie enthalten oft giftige Weichmacher in rauen Mengen. Ganz besonders von ungekennzeichneten Kunststoffen solltest du die Finger lassen. Für Weichmacher gibt es zwar Grenzwerte, das Problem ist, dass unsere Kinder immer mehreren Substanzen aus verschiedenen Quellen ausgesetzt sind. Sowas kann man nicht testen. Sie sind also lebende Versuchskaninchen.

Vorsicht: BPA-frei bedeutet nicht unbedenklich. Oft werden ähnliche Weichmacher wie Bisphenol S oder Bisphenol F eingesetzt, deren Wirkung nur noch nicht erforscht ist.

Benutzt du noch alte zerkratzte Teflon-Pfannen oder -Töpfe? Bloß weg damit! Die kaputte Beschichtung gibt Stoffe ab, die die Leber schädigen und Krebs begünstigen. Dieselben Stoffe finden sich übrigens in beschichtetem Pappgeschirr, Backpapier oder Verpackungen wie Pizzakartons. Sogar in Sofas, Auslegeware und Kinder-Regenkleidung!

Übrigens: sogar PET kann nach und nach hormonwirksame Stoffe ins Wasser abgeben, vor allem wenn es Licht und Wärme ausgesetzt ist. Kleine Plastikflaschen sind meist aus PET.

Aber ich kann doch nicht alles wegwerfen?

Nein, sicher nicht. Das ist auch gar nicht nötig. Wichtig ist, dass du bei Neuanschaffungen genau drauf schaust und dich fragst:

Was nimmt mein Baby in den Mund? Woraus isst oder trinkt es? Was kommt an seine Haut? Wovon ist es beim Schlafen umgeben?

Besonders bedenkliche Dinge kannst du ganz nach hinten in den Schrank verbannen. Andere hervorkramen. Wenn Naturmaterialien, Edelstahl, Glas und Keramik zu unpraktisch oder teuer sind, schau doch mal nach Polypropylen (PP, hat den Recyclingcode 5). Das gilt bisher als unbedenklich.

Plastikärmer leben: 3-Stufen-Aktionsplan für dein Baby

Stufe 1 – Erst mal klein anfangen

  • Trinkflasche aus Glas, Sauger aus Silikon oder Kautschuk
  • Babys Po mit Wasser und Läppchen reinigen – geht super
  • Körperpflege mit Babyöl – gibts auch in Glasflaschen
  • verpackte Snacks & Süßigkeiten und Mini-Getränke weglassen
  • öfter zu unverpackten Lebensmitteln greifen z.B. bei Gemüse und Obst
  • möglichst selbst kochen und mitnehmen, wenig Fertigprodukte
  • Reste in Schalen mit Tellern drauf aufbewahren, statt in Frischhaltefolie
  • regelmäßig Staub saugen, wöchentlich Staub wischen
  • auf Plastikgeschirr/-besteck & Strohhalme verzichten, dafür Porzellan/Keramik, normales Besteck, Gläser

Stufe 2 – Was darf bleiben?

  • Billiges Kinderspielzeug aus Plastik sofort aussortieren
  • Plastikgeschirr auf Kennzeichnungen kontrollieren (siehe Tabelle) und bedenkliches aussortieren. Vorsicht bei Bambusgeschirr: Das kann bei Erhitzen Formaldehyd freisetzen!
  • Küchenutensilien durchgehen und nach und nach aussortieren, vor allem beschichtete Pfannen und Backformen, alte oder billige Plastikcontainer, Kochbesteck und Wasserkocher aus Plastik
  • Besonders bedenkliche Kleidung sparsam nutzen oder aussortieren

Stufe 3 – Weniger nachkaufen, dafür wohlüberlegt

  • Kleidung vorwiegend gebraucht kaufen, gern Bio-Marken mit hohem Naturfaseranteil
  • Wenn möglich nur noch Küchenutensilien aus Edelstahl, Gusseisen, Keramik/Porzellan, Glas und Holz anschaffen
  • Wenn Renovieren, dann schadstoffarm, keine Vinyltapeten!
  • Möbel und Böden/Teppiche aus Naturmaterialien wie Holz, Wolle, Kork oder Sisal

🎧 Unsere Podcast-Folge über plastikfreies Familienleben

Unser Gast Christine erzählt in dieser Podcast-Folge, wie sie es geschafft hat, den Plastikkonsum ihrer Familie drastisch zu reduzieren. Christine verrät ohne erhobenen Zeigefinger und sympathisch, welche guten Öko-Gewohnheiten sie bei sich zuhause einführen konnte. Sie erzählt außerdem, wie auch schon die Kleinsten Umweltbewusstsein lernen können. Als Mama weiß Christine, welche Herausforderungen es für Familien bei diesem Thema gibt. Daher sind ihre Tipps wirklich einfach umsetzbar und ganz weit weg von übertriebenem Perfektionismus. Hört gleich rein und lasst euch motivieren!
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