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Risikoschwangerschaft: Was bedeutet das?

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Hat dir der Arzt eine Risikoschwangerschaft attestiert? Damit bist du nicht allein, ein großer Teil der Schwangerschaften gilt heutzutage als Risikoschwangerschaft. Die Sorge, die aus dem bloßen Eintrag in den Mutterpass entsteht, ist meist unbegründet. Aber wofür steht der Begriff überhaupt und was bedeutet das für den weiteren Schwangerschaftsverlauf? In diesem Artikel klären wir deine Fragen.

Keine Sorge – Risikoschwangerschaften sind recht häufig

Während noch vor vier Jahren drei von vier Frauen als risikoschwanger galten, sind es momentan nur noch etwa ein Drittel. Und das liegt nicht daran, dass sich irgendetwas in der Gesundheit der Frauen geändert hätte. Vielmehr wurden die Kriterien angepasst, um eine realistischere Einschätzung der Lage zu ermöglichen. Was vorher ein Katalog mit 50 möglichen Gründen war und auch Erkrankungen in der Familie mit einschloss, ist nun auf eine überschaubare Liste zusammengeschrumpft.

Außerdem muss ein Frauenarzt seit 2014 explizit im Mutterpass vermerken, ob eine Risikoschwangerschaft vorliegt oder nicht. Das führt dazu, dass Ärzte dieses Prädikat nicht mehr ganz so leichtfertig vergeben. Denn die betroffenen Schwangeren sollen ja nicht unnötig verunsichert werden.

Kriterien für eine Risikoschwangerschaft

Ob eine Schwangerschaft eine Risikoschwangerschaft ist oder nicht, kann sich gleich zu Anfang entscheiden oder erst im Verlauf herausstellen. Die im Schwangerschaftsverlauf erkannten Schwierigkeiten sind dabei mit wenigen Ausnahmen meist dringlicher als Risiken, die gleich von vornherein als solche eingestuft wurden. Folgende Kriterien führen normalerweise zu einer Einstufung als Risikoschwangerschaft:

Gleich zu Beginn

  • Alter der Schwangeren über ab 35
    Dazu muss man wissen, dass mittlerweile etwa 25% der Schwangeren über 35 sind. Das Alter stellt also den Hauptgrund für eine Risikoschwangerschaft dar. Erfahrungsgemäß steigt das Risiko für Komplikationen mit steigendem Alter leicht an. Über 35 zu sein, heißt aber dennoch nicht, dass es zu Problemen kommen muss. Die meisten Schwangerschaften von Spätgebärenden verlaufen ebenfalls problemlos.
  • Vorangegangener Kaiserschnitt
    Da ein gutes Viertel der Kinder per Kaiserschnitt zur Welt kommen, ist dieses Kriterium auch eines der wichtigsten. Ein Kaiserschnitt kann dazu führen, dass die Gebärmutter bei der folgenden Schwangerschaft nicht genug durchblutet wird oder Probleme unter der Geburt etwas wahrscheinlicher ist, als ohne Kaiserschnittnarbe, sodass ein zweiter Kaiserschnitt nötig werden kann.
  • Mehrlingsschwangerschaft
    Mittlerweile sind etwa 1,2% der Geburten Mehrlingsgeburten. Mehrlinge kommen häufig etwas früher zur Welt als Einlinge. Je früher die Geburt, desto höher das Risiko für das Kind.
  • Komplikationen in früheren Schwangerschaften
    Gab es bei einer vorangegangenen Schwangerschaft Probleme, wie z.B. ein Gestationsdiabetes, eine Thrombose, Gestose, Plazenta-Ablösung oder Ähnliches, ist das Risiko hierfür auch in folgenden Schwangerschaften erhöht.
  • Chronische Vorerkrankungen der Schwangeren
    Bestimmte Vorerkrankungen der Frau wie z.B. Diabetes, Herz- oder Nierenprobleme, Bluthochdruck, Schilddrüsenerkrankungen o.Ä. können das Komplikationsrisiko erhöhen. Meist werden diese Frauen so engmaschig kontrolliert, dass der Arzt etwaige Probleme frühzeitig abwenden kann.
  • Rhesus-Unverträglichkeit
    Wenn die Mutter Rhesus-Faktor negativ ist, das Kind aber positiv, kann es zur Antikörperbildung bei der Mutter kommen. Ihr Immunsystem greift dann die Blutzellen des Babys an. Dies lässt sich heute frühzeitig im Blut feststellen und wird gut überwacht. Mit gezielter Antikörpergabe kann das Risiko von Komplikationen beim Baby größtenteils minimiert werden.
  • Sehr ungesunder Lebensstil
    Wenn der Frauenarzt beim Gespräch feststellt, dass die werdende Mutter raucht, Alkohol trinkt oder gar Drogen konsumiert, wird die Schwangerschaft ebenfalls und völlig zu Recht als Risikoschwangerschaft eingestuft. Denn es drohen schon bei kleinen Mengen ernste Folgen für das Baby.

Im späteren Verlauf der Schwangerschaft

  • Gestationsdiabetes
    Um den 6.-7. Schwangerschaftsmonat herum solltest du einen Zuckerbelastungstest durchführen. Ergibt dieser erhöhte Werte, wird der Frauenarzt dich zum Spezialisten schicken. Diagnostiziert dieser einen Schwangerschaftsdiabetes, stellt dies unbehandelt ein Risiko dar. Mit einer Ernährungsumstellung und ausreichend Bewegung kannst du Gestationsdiabetes aber gut in den Griff bekommen.
  • Schwangerschaftsvergiftung
    Frauen, die in der Schwangerschaft unter Bluthochdruck und Ödemen leiden, sind manchmal an einer Präeklampsie erkrankt, im Volksmund auch Schwangerschaftsvergiftung genannt. Diese kann unbehandelt lebensgefährlich für Mutter und Kind werden. Daher überwacht man betroffene Schwangere besonders.
  • Gefahr einer Frühgeburt
    Wenn die Plazenta nicht so funktioniert, wie sie soll, sich der Muttermund zu früh öffnet oder Frühwehen einsetzen, besteht die Gefahr einer Frühgeburt. In solchen Situationen ist eine genaueste Überwachung vonnöten und die Schwangere damit eine Risikoschwangere.
  • Fehllage des Kindes
    Auch wenn das Kind nach der 36. Schwangerschaftswoche nicht so in der Gebärmutter liegt, wie es für eine natürliche Geburt sollte, gibt es einen entsprechenden Vermerk im Mutterpass. Denn dann kann eine Intervention in Form eines Kaiserschnitts nötig werden.

Das bedeutet eine Risikoschwangerschaft für die Frau

Der Eintrag Risikoschwangerschaft bedeutet erst einmal nicht viel. Sorgen machen müssen sich die wenigsten Frauen. Denn was immer es ist, dass dir die Risikoschwangerschaft eingebrockt hat, wird dir höchstwahrscheinlich keine großen Probleme bereiten. Denk immer daran: viele Frauen gelten als Risikoschwangere. Die allermeisten Babys kommen in Deutschland aber gesund zur Welt.

Und darum geht es eben nur, um eine engmaschige, gezielte Überwachung, damit der Arzt bei eventuell auftretenden Schwierigkeiten frühzeitig gegensteuern kann. Und das ist allemal besser, als völlig unerwartet mit Komplikationen kämpfen zu müssen. Also Kopf hoch, du bist in guten Händen!

Kritik am Begriff Risikoschwangerschaft

Eine Risikoschwangerschaft wird wie eingangs erwähnt mittlerweile etwas seltener attestiert und das zu Recht. Denn viele der Kriterien, wie z.B. das Alter sagen nicht viel darüber aus, wie fit die Schwangere tatsächlich ist. Und allein der Vermerk „Risikoschwangerschaft“ verunsichert Frauen oft dermaßen, dass sie die Schwangerschaft gar nicht mehr richtig genießen können, sondern ständig in Sorge sind, dass gleich etwas passiert.

Ein weiterer Punkt ist der finanzielle Aspekt. Kritiker sehen die Grenze zwischen tatsächlich nötigen und finanziell lohnenden Untersuchungen verschwimmen. Denn unter dem Druck einer Risikoschwangerschaft willigen die meisten Frauen leichter ein, die so genannten IGeL-Leistungen in Anspruch zu nehmen. Diese zahlt die Kasse aber oft nicht…weil sie eben eigentlich auch nicht nötig sind. Es bleibt der leise Verdacht, dass deshalb so viele Frauen als Risikoschwangere eingestuft wurden und werden, weil sich so mehr abrechnen lässt.

Leider lässt sich oft nur im Nachhinein sagen, ob der Stempel der Risikoschwangerschaft begründet war oder nicht. Und die Verantwortung für ein unerkanntes Risiko will auch kein Arzt mehr übernehmen, da er sonst verklagt werden kann. Da hilft nur ein klein wenig Gelassenheit und Vertrauen in die eigene Wahrnehmungsfähigkeit.

Risikoschwangerschaft und Beschäftigungsverbot

Das Mutterschutzgesetz besagt: „Werdende Mütter dürfen nicht beschäftigt werden, soweit nach ärztlichem Zeugnis Leben oder Gesundheit von Mutter und Kind bei Fortdauer der Beschäftigung gefährdet ist.“ Ob Leben oder Gesundheit tatsächlich gefährdet sind, hängt aber von der konkreten Situation ab.

Risikoschwanger zu sein, bedeutet nicht automatisch, dass du nicht mehr arbeiten darfst/musst. Eine Risikoschwangerschaft kann dazu führen, dass der Frauenarzt ein Beschäftigungsverbot erteilt, muss aber nicht und tut es auch in den meisten Fällen nicht. Die Entscheidung liegt allein beim Arzt und ist von deiner Tätigkeit und dem tatsächlichem Risiko abhängig.

Eventuell kommt, je nachdem was deine Aufgaben sind, ein Teilbeschäftigungsverbot in Frage. Das heißt, dein Arbeitgeber darf dich in bestimmten Bereichen nicht mehr einsetzen. Sprich am besten mit deinem behandelnden Arzt darüber.

Hast du noch Fragen zum Thema Risikoschwangerschaft? Hast du selbst schon Erfahrungen damit gemacht, die du teilen willst? Schreib uns gern einen Kommentar.

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